Von Nairobi nach Dakar

Wenn wir auf das investierte Venture Capital in Afrika schauen, sprechen wir von den „großen Vier“: Nigeria, Südafrika, Ägypten und Kenia. Interessanterweise landete im Jahr 2021 das relativ kleine Senegal (17 Millionen Einwohner) bereits an fünfter Stelle.

Freilich, von den investierten 353 Millionen USD im Senegal gingen 200 Millionen USD an ein einziges Startup, Wave. Doch Wave scheint nun zur Lokomotive geworden zu sein, die den Zug der Startup-Unternehmer und Investoren befeuert.

„Startup finance goes global“, titelte der Economist letzten November. Mit unserer Innovation Mission nach Dakar Ende März konnten wir uns davon in überzeugen.

Innovation Mission Dakar 2022

Wir waren 18 Leute, die Dakars „Tech-Ökosystem“ kennenlernen wollten. Vertreter deutscher, Schweizer und österreichischer Unternehmen und Verbände. Zwei Tage gemeinsamer Workshop, ein Tag individuelles Programm.

Afrikaweit ist der Fintech Sektor der große Treiber. Im Jahr 2021 wurden 62 Prozent des Venture Capital in diesem Sektor investiert. Weltweit ist die Geld- und Finanzwirtschaft Vorreiter der Digitalisierung. Das liegt in der Natur der immateriellen und in Werteinheiten darstellbaren Produkte dieser Branche.

In Afrika aber werden nicht nur Prozesse vereinfacht und Kosten gespart, es werden auch neue Zugänge zur Geldwirtschaft für zusätzliche Bevölkerungsschichten geschaffen. Das Entstehen des von den Telekombetreibern dominierten „Mobile Money“ Marktes hat bereits eine beeindruckende Geschichte.

Jetzt aber werden die Telekombetreiber herausgefordert. Und hier spielt Senegal eine zentrale Rolle. Denn das kleine Fintech Wave, hat mit seiner Ansage „radikal leistbar“ zu sein, in einer Serie-A Finanzierung 200 Millionen USD eingesammelt. Nach eigenen Angaben hat es als Mobile Money Anbieter in Senegal den Telekombetreiber Orange bereits überholt. Letzterer musste sein Gebühren um 80 Prozent (!) senken.

Tech-Lösungen für Unternehmen

Ganz oben in der Hitliste der Digitalisierung steht auch der Logistikbereich. Bei den Logistictech Startups Senegals geht es vor allem um die „last-mile-distribution“, also die Zustellung der Briefe und Pakete an den Endkunden.

In Dakar herausragend ist das Startup Paps. Wir haben es besucht. Spannend zu beobachten ist zu welchen Innovationen es kommt wenn die Digitalisiering in einem Land ohne formellen Adresssystem aufschlägt.

Natürlich ist die Verwendung eines GPS Navigationssystems zentral. Aber es geht nicht nur um Technologien, sonder auch um die Nutzung der Dynamiken der informellen Wirtschaft. Vorteile hat, wer das klügste Geschäftmodell rund um den Einsatz von Motorradfahrern, Lagerhäusern und einem Kommunikationssystem aufbaut.

Das Startup Fleeti begann in Dakar mit dem Management von Fuhrparks. Mittlerweile bietet es auch das Management von für über das Internet verbundene Maschinen, Geschäftsausstattungen und überhaupt Gewerbeimmobilien an. Und es exportiert bereits die im Senegal entwickelten Dienstleistungen nach Frankreich.

Talent2Africa ist ein Rekrutingplattform für alle Personalebenen eines Unternehmens. Es erleichtert deutschen Unternehmen die Suche nach lokalem Personal.

Die Kommunikation mit dem Endkunden im frankophonen Afrika muss auf lokale Gewohnheiten und Traditionen aufbauen. Unternehmen wie LAfricaMobile bespielen dabei alle Kanäle, von Telefon, VoIP, USSD bis SMS.

E-Commerce steht noch am Anfang, aber die Online-Werbung nimmt in Dakar gerade Fahrt auf. Pulse Africa und CoinAfrique sind herausragende Ansprechpartner.

Energytech, Healthtech, Agritech

Auf der anderen Seite des Kontinents, in Nairobi, startete M-Kopa mit einfachen Heimsolaranlagen zur Stromerzeugung. Sie sind nicht ans Stromnetz, aber ans Telefonnetz angeschlossen. Einfache ländliche Haushalte erhalten damit schnell und kostengünstig eine Stromversorgung. Mittlerweile gibt es in Afrika über 10 Millionen solcher Anlagen. Der Markt ist bereits in Konsolidierung. In Senegal hat sich Oolu Solar durchgesetzt. Wir haben es vorort besucht.

Eyone gilt im Senegal als führendes Startup im Gesundheitsbereich. Es verknüpft mit seiner Managementsoftware Gesundheitseinrichtung, Versicherung und Patienten.

In der Landwirtschaft ist in Afrika eine effiziente und kontinuierliche Versorgung mit lokal produziertem Obst, Gemüse und Lebensmitteln die große Herausforderung. Auf der Suche nach innovativen Tech-Lösungen ist Ostafrika (noch) klar führend. Das Unternehmen Twiga Foods aus Kenia wird auch bei senegalesischen Startups noch als Vorreiter gesehen.

Aber der Abstand zu anderen Regionen verringert sich. Ganz allgemein nutzen viele Startups im frankophonen Afrika die Erfahrungen Ost- und Südafrikas. Das ist ein großer Vorteil.

Von Nairobi nach Dakar …

… ist in den letzten Jahren die Startupbewegung und mit ihr das Venture Capital gewandert. Und von Nairobi nach Dakar haben mich meine Reisen in diesem Jahr gebracht. In Dakar sehe ich große Chancen für Investoren. Denn genau jetzt werden dort die Weichen für die Zukunft gestellt.

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