Zeitgemäße Organisationen für eine zusammenwachsende Welt

2023 – Warum wir optimistisch in die Zukunft blicken können

2022 ist vorbei. Vieles wurde geschrieben, zum unterschätzten Wirtschaftsaufschwung nach Corona, dem russischen Angriffskrieg, über Europas Energiekrise, zur Inflation. Und zur überraschenden Resilienz des Westens und seiner demokratischen Systeme. Auch wenn das letzte Wort noch lange nicht gesprochen ist, Xi Jinping, Erdogan, Chomeini und vor allem Putin haben sich zu weit nach vor gewagt und den Westen unterschätzt.

Um genauer zu sein, in unserer vernetzten globalen Gesellschaft geht es gar nicht mehr um den Westen, sondern um das, was dieser hervorgebracht hat: Putin und Co. haben das Potenzial und die Resilienz dezentraler, selbstorganisierter, komplexer Systeme, die auf Freiheit und Autonomie des Einzelnen aufbauen, nicht ernst genug genommen.

Wir erinnern uns an die sich auf Kiew zubewegende 40 km lange Kolonne russischen Militärgeräts. Und an die hochgepriesene Null-Covid Strategie Chinas, die noch vor kurzem für eine Überlegenheit des chinesischen staatskapitalistischen Systems stand. Putins riesige hierarchische Militärmarschinerie war zu diesem Zeitpunkt in einem SINN-losen Krieg machtlos gegen mission-getriebene, dezentral organisierte ukrainische Einheiten. Und in China haben noch so perfekte, autoritär verordnetet Isolation und Abschirmung soziale Aufstände nicht verhindern können und zu einer Immunschwäche der Menschen geführt, die erst recht riesige Krankheitswellen ausbrechen hat lassen. – Die Natur komplexer sozialer Systeme hat zurückgeschlagen.

Zeitgemäße Organisationen und Systeme …

… sind einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren nicht nur bei Kriegen oder staatlicher Pandemiebekämpfung. Sie sind essentiell auch für alle Formen der Zusammenarbeit an den Schnittstellen unserer zusammenwachsenden Welt.

Eine Organisation – sei es ein Unternehmen, eine NGO oder eine politische Institution – kann genau dann ihren Zweck erfüllen1), wenn

  1. sie vorort (bis zu einem gewissen Grad) autonom agierende Geschäftseinheiten hat
  2. gemeinsame Werte gelebt werden, die allen Stakeholdern bewusst sind
  3. jemand die Funktion des nach außen und nach vorne Blickens permanent übernimmt und auf man Veränderungen des Umfelds reagiert
  4. und wenn jemand die gesamten Aktivitäten laufend koordiniert und optimiert.

Es sind diese vier Grundbedingungen, die die ukrainischen Armee erfüllt, nicht jedoch die russische, was trotz materieller Überlegenheit bisher all den Unterschied gemacht hat. 

Demokratische marktwirtschaftliche Systeme …

… sind grundsätzlich auf solcherart funktionierenden Organisationen aufgebaut. Unternehmen und Organisationen, die die genannten Bedingungen nicht erfüllen, scheiden über kurz oder lang aus.

Die allermeisten Entscheidungen werden dabei in vielen kleinen dezentralen Einheiten getroffen, ein alleiniges Machtzentrum gibt es nicht (auch wenn uns in diesen Tagen viele Verschwörungstheorien etwas anderes suggerieren).

Mit unserem demokratisch marktwirtschaftlichen System und seinen Organisationen sind wir halbwegs gut durch die Pandemie gekommen. Impfstoffe wurden in einer noch nie dagewesenen globalen Zusammenarbeit vieler dezentral organisierter Institutionen rasch gefunden (auch wenn sie nicht perfekt sind). Ein einzelnern mächtiger Herrscher war nicht notwendig. Und die Entscheidungsfindung zu den staatlichen Restriktionen gegenüber Bürgern war oft unansehnlich. Aber alles in allem haben die Maßnnahmen gewirkt und waren – verglichen zu autokratischen Systemen – sozial verträglich.

In China dagegen wurden die Entscheidungen zur Pandemiepolitik von der Partei und ihrem Vorsitzenden getroffen. Autoritär und mit wenig Möglichkeiten zu Versuch und Irrtum und zu Korrektur. Dieses zentrale Entscheidungs- und Kontrollsystem war chancenlos gegen das aus der Natur kommende Virus.

Eigentlich sollten wir stolz auf die Resilienz unseres demokratisch marktwirtschaftlichen Systems und seiner Organisationen sein. Und es sollte uns bewusst sein, dass es zeitgemäße Organisationen sind, mit denen wir den Herausforderungen einer zusammenwachsenden Welt begegnen können.

1) Theoretischen Grundlagen zu funktionierenden oder lebensfähigen Organisationen finden sich bei Peter Drucker, Fredmund Malik und Stafford Beer. Die angeführte vier Bedingungen sind eine stark vereinfachte Zusammenfassung der von Stafford Beer dargestellten sechs systemischen Funktionen lebensfähiger Systeme.


Veranstaltungen zum Thema

Präsenzveranstaltung in Wien:
Rwanda – das Proof-of-Concept Land
Wann: 17.1.2023 um 18.30 Uhr
Wo: Spaces06, Hütteldorfer Straße 63-65, 1150 Wien

Programm:

  • Ruanda – das Proof-of-concept Land. Eine kleine Einführung mit Ausblick auf die Learning Journey Digital Rwanda 8. bis 11. Mai 2023
  • „Afrikanisch-Europäische Beziehungen – Was muss sich ändern?“ –  ORF-Journalistin Margit Maximilian im Gespräch
  • Gemütlicher Ausklang bei Snacks

Anmeldung unter office@ecotec.at


Online Webinar der Managment Experts St. Gallen (MESG):
Jenseits der Digitalisierung – Auswirkungen auf Führung und Organisation
Wann: 19.1.2023 um 16.00-18.30 Uhr

Mein MESG Kollege Bernhard Sterchi geht der Frage nach, was nach der Digitalisierung kommt. Wie wirkt sich die neue Realität auf Führungspraktiken, Mitarbeiterkultur, Ausbildungsbedarf und ähnliche Dinge aus? Wie wird sich die nicht-digitale Realität verändern?

Das Webinar dauert zwar 2,5 Stunden, aber es wird nicht langweilig. Denn es wird mittels der speziellen DECIDER.ONE Methodik durchgeführt, die Vernetzung und gemeinsames Erarbeiten von Lösungen ermöglicht.

Anmeldung hier


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