Postheroisches Management

Der großen Unterschied: Führungskräfte müssen nicht mehr einen Riesentanker durch stürmische See steuern, als vielmehr einen Schwarm Fische sammeln und an den Fangnetzen hungriger Fischer vorbei geleiten. Das beschreibt Oliver Mack in seinem Blogbeitrag. – Willkommen im Zeitalter des …

Postheroischen Managements

Die Anforderungen an Führungskräfte haben sich damit gewaltig verändert. Früher der heldenhafte Kapitän, der trotz Sturm und Gischt an der Kommandobrücke ausharrt und das Steuerrad fest in der Hand hält. Heute die „ortskundige“ und (system)erfahrene ReiseführerIn, die die Bühne aufbereitet für Mitarbeiter und Netzwerkpartner, statt selbst auf dieser aufzutreten. – Agiles Management, Radical Management, Servant Leadership, mannigfaltig sind die neuen Begriffe und Theorien.

Zunächst, das noch immer in der Medien verbreitete Bild des großen und schweren Tankers, der lediglich seinen Kurs ändern muss, passt schon lange nicht mehr. Es vermittelt den Eindruck, dass es trotz breiter gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Umbrüche und globalen Machtverschiebungen nur eines Knopfdrucks (bzw. eines Steuerrads) bedarf, um Organisationen umbauen und an das immer komplexer werdende Umfeld anpassen zu können. Das funktioniert aber nicht mehr. Da trifft das Bild des Fischschwarms, der vor dem heranrasenden Hai in Panik (oder in Apathie!) verfällt, schon eher: weit und breit kein Ein/Aus-Schaltknopf oder Steuerrad.

Hierarchische Befehlsketten und damit Ein/Aus-Schaltknöpfe und Steuerräder haben im industriellen Zeitalter funktioniert. Nicht aber in einer Wissensgesellschaft. Ein „Schwarm“ von Wissens- und Kreativarbeitern kann so nicht gesteuert werden.

Wie geht das Management mit diesem „Kontrollverlust“ um? Was sind die neuen Anforderungen an ein zeitgemäßes Führungsverhalten?

System- und Komplexitätswissenschaften

 

System und Komplexitätswissenschaften als Flickwerk
Grafik: Jurgen Appelo, Management 3.0

 

Im Moment scheinen die System- und Komplexitätswissenschaften die einzigen, die eine Antwort geben können. Diese sind zwar oft sehr abgehoben von der Realität und immer noch Stückwerk, aber einige praktische Denkansätze lassen sich für die Welt der ManagerInnen ableiten. Die wichtigsten sind:

  1. Das grundsätzliche Denken in Systemen, bei dem es vor allem auf das Zusammenspiel der Elemente eines Systems ankommt.
  2. Der Begriff der Lebensfähigkeit oder Nachhaltigkeit, die genau dann gegeben ist wenn bestimmte systemische Funktionen wahrgenommen werden.
  3. Das Denken in eingebetteten Systemen, die wiederum aus autonomen eingebetteten Systemen bestehen (rekursive oder fraktale Strukturen).
  4. Das Management von Komplexität: Der Erhöhung der Komplexität meines Umfelds kann ich nur durch kluge Erhöhung der eigenen Komplexität begegnen.

Dieses Wissen erfolgreich in die Praxis des Managements umzusetzen, hat zumeist nichts mit heldenhaftem Voranschreiten oder öffentlichkeitswirksamen Auftritten zu tun. Eher mit kleinen, unspektakulären Schritten und Abarbeiten von Feedbackschleifen. Postheroisches Management eben. – Doch dazu in ein anderer Blogbeitrag – zu den praktischen Prinzipien des Managements von Komplexität.

 

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