Digitales Afrika

 – ein Überblick

Nachdem Anfang der 2000er-Jahre die Mobiltelefonie innerhalb weniger Jahre hunderten Millionen Menschen einen Zugang zu Kommunikation gegeben hat, ist das “mobile money” entstanden. Aus den Telefongesellschaften hervorgegangene “mobile banks” haben – ebenfalls innerhalb weniger Jahre – für diese Menschen einen Zugang zur Geldwirtschaft geschaffen. Beides sind disruptive Veränderungen, die nicht von Entwicklungspolitikern geplant waren und in Afrika entscheidende Grundvoraussetzungen für modernes Wirtschaften gelegt haben.

Basistechnologie Mobile Money

Heute ist “mobile money” eine Basistechnologie im “Silicon Savannah” in Nairobi – oder in Lagos, Accra, Kigali oder Johannesburg.

Es entstehen viele weitere Innovationen, die die Gesellschaften verändern. Zum Beispiel im Bildungsbereich, wo mittlerweile zwei Millionen Schüler Eneza nutzen, eine Lernhilfe-App für Sprachen und Mathematik. Mit professionellem Call-Center und einer Business-Mission, die auf 50 Millionen Nutzer abzielt. Oder im Gesundheitsbereich, wo moderne Private-Public-Partnerships ganz neue Lösungen erlauben, sowohl zur Ausbildung des Gesundheitspersonals als auch zur Betreuung der Menschen in entlegenen Regionen.

Oder im Energiebereich: Im östlichen Afrika gibt es bereits 600.000 Haushalte mit smarten Off-grid-Solaranlagen. Nicht ans Stromnetz, aber ans Mobiltelefonnetz angeschlossen, ermöglichen sie armen ländlichen Familien einen nachhaltigen Zugang zur Stromversorgung. Hinzu kommen lokale Stromnetze, die mit Solar- oder Wasserkraft gespeist werden, sowie erste Anwendungen der Verschlüsselungstechnologie Blockchain. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass auf dem afrikanischen Kontinent zentrale Stromversorgungsnetze erst gar nicht entstehen, sondern gleich dezentrale „smarte“ Versorgungsnetze aufgebaut werden.

2016 wurde die erste Cargo-Drohnen-Linie in Ruanda eröffnet. Open-Data-Anwendungen haben einen Fahrplan für das chaotische Verkehrssystem von Dar-es-Salaam in Tansania geschaffen. Und erste 3D-Drucker warten darauf, die Ersatzteilversorgung oder das Bauwesen ganz neu zu organisieren.

Software kompensiert damit in afrikanischen Ländern längst einen Teil des Mangels an Lehrern, Ärzten und sonstiger Infrastruktur.

Disruptive Innovation

Disruptive Innovation gelingen auch deshalb in großer Zahl, weil sie – anders als bei uns – nicht von Besitzständen und alten Technologien verhindert werden.

Heute trifft in Afrika ein riesiger Bedarf von 1,2 Milliarden Menschen auf einen vernetzten Raum neuartiger Fähigkeiten und Technologien. Die vernetzte globale Gesellschaft mit Afrika als wichtigem Teil davon ist das Big Picture, das es zu erkennen gilt.

2 Kommentare

  1. Lieber Herr Stoisser, Digitalisierung ist eine tolle Sache, aber nach meinen Erfahrungen wollen die Afrikaner raus aus ihren Lehmhütten und Wellblechbaracken, sie wollen so komfortabel leben und wohnen wie wir. Fehlende Straßen und Brücken kann man nicht durch Drohnenflüge ersetzen.

    • Oh ja, kein Widerspruch. Aber mit der Digitalisierung gelingt es, fehlende Infrastrukturen oder mangelnde Qualifikationen teilweise zu kompensieren. Mobile Money macht fehlende Bankfilialen obsolet, Drohnen ermöglichen Medikamentenlieferungen in unzugängliche Dörfer, Kommunikation mit Ärzten in den Zentren ermöglicht bessere Behandlungen am Land, oder auch die vielen MOOC (massive open online courses) bester Universitäten, die Zugang zu bester Ausbildung geben und die in den Städten Afrikas viel mehr als bei uns in Anspruch genommen werden.

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