HANS STOISSER
Optimismus ist der einzige politische Irrtum, der nützt
Günther Nooke, persönlicher Afrikabeauftragter der Bundeskanzlerin Angela Merkel, hat ein Vorwort zu meinem Buch „Kesho Business – Warum Afrika der Pioniermarkt der europäischen Wirtschaft werden muss“ verfasst.
Vorwort von Günter Nooke
Das vorliegende Buch macht Mut. Es soll auch der europäischen Wirtschaft Mut machen, den afrikanischen Markt zu erkunden und dort zu investieren. Denn ohne private Unternehmen wird es keine wirtschaftliche Entwicklung geben. Die Zeiten, in denen wir in Europa über die Höhe staatlich finanzierter Entwicklungszusammenarbeit gestritten haben, sind nicht vorüber. Entscheidend ist aber nicht, wie viel Geld durch Geber, die Rücküberweisungen der Diaspora oder durch Rohstoffverkäufe afrikanischen Ländern zufließen, sondern ob es gelingt, endogenes Wachstum, eine selbsttragende, nachhaltige Wirtschaftsentwicklung anzustoßen.
Das Wohl Afrikas wollen nicht nur die Menschen auf unserem südlichen Nachbarkontinent. Das Wohl Afrikas liegt auch in unserem eigenen, europäischen Interesse. Zusammen sind Europa und Afrika stark und könnten als strategische Partner sogar eine geopolitische Rolle spielen. Aber wir kennen uns nicht gut genug; wir erwarten vom anderen oft gerade das, was er nicht leisten kann und umgekehrt. Wir wissen oft nicht, welch unbekannte Zugänge und Fähigkeiten Partner anbieten könnten, wenn wir die richtigen Fragen stellen, sinnvolle Rahmen setzen und realistische Ziele verfolgen.
Von all dem handelt das vorliegende Buch – in vielen kleinen Geschichten und globalstrategisch. Jeder, der die erfahrungsgesättigten Ausführungen von Hans Stoisser liest, lernt Afrika besser kennen – zu seinem persönlichen Vorteil und für den wirtschaftlichen Erfolg.
Für mich sind Europa und Afrika Weggefährten. Die kann man sich nicht immer aussuchen, aber man kann sich arrangieren und gemeinsam Wegabschnitte meistern oder sogar Gipfel erklimmen. Dazu braucht es viel Beratung, eine gute Kondition und Ausstattung, Ehrlichkeit auf allen Seiten und notfalls die Bereitschaft, wenn man sich verlaufen hat, umzukehren.
Vieles in diesem Buch kommt mir sehr bekannt vor. Ich teile auch weitgehend die Auffassungen, aus denen heraus dieses Buch wohl entstanden ist. Nur an einem Punkt wäre ich etwas vorsichtiger: Gibt es wirklich so viel Grund zum Optimismus? Sind die Probleme und Herausforderungen – im Kleinen wie im Großen – nicht riesig, so dass wir versucht sind, vor diesen Bergen angstvoll und untätig stehen zu bleiben, statt sie in Angriff zu nehmen? Mag sein, aber das könnte uns allen teuer zu stehen kommen. Von einem Botschafter in Berlin habe ich einmal gelernt: Optimismus ist der einzige politische Irrtum, der nützt.
Berlin, 7. September 2021
Günter Nooke
Persönlicher Afrikabeauftragter der Bundeskanzlerin Angela Merkel