Existenzielle Krise Europas und das ANDERE Afrika

Letzten Samstag durfte ich im steirischen Murau einen Vortrag zu Afrika halten. Karin Reinprecht hat nach Jahrzehnten der Arbeit in vielen afrikanischen, lateinamerikanischen und asiatischen Ländern zusammen mit David das teilweise über 900 (!) Jahre alte Apothekerhaus in Karins Heimatstadt liebevoll saniert. Und damit einen einzigartiger Bezugs- und Ausgangspunkt für ein Arbeiten, Reisen und Leben in der vernetzten globalen Gesellschaft gefunden.

Europa, ein Fixpunkt?

Bisher war Europa das. Von hier aus die Welt zu bereisen hieß immer, auf festen Boden zurückzukehren: zu Freiheit, Rechtssicherheit, Demokratie und Wohlstand. Ein Fixpunkt am Himmel der globalisierten Welt

Doch der Fixpunkt Europa hat starke Risse erhalten. Nach Finanz-, Banken-, Staatsschulden-, Euro-, und Griechenlandkrise hat die Flüchtlingsherausforderung das Fass zum Überlaufen gebracht. Die Angst der Bürger vor Veränderung und Verlust ist mit Händen zu greifen, die politischen Machthaber sind ratlos und rechtspopulistische Parteien mit Rufen nach Abschottung und Renationalisierung sind am Vormarsch.

Genauso wie der Frosch die Gefahr des langsam aufkochenden Wassers lange nicht spürt, findet sich Europa plötzlich inmitten einer existenziellen Krise.

Das andere Afrika

„Hunderte Millionen Afrikaner vor den Toren Europas“, ist zu hören und passt da gut ins Bild. Und damit auch das Image Afrikas, als Kontinent der Kriege und Katastrophen. Und je schwärzer wir Afrika und überhaupt die Welt da draußen sehen, desto mehr wollen wir uns abgrenzen, desto mehr beschäftigen wir uns mit uns selbst, desto mehr nehmen wir die Veränderungen draußen nicht mehr wahr und desto mehr verstärkt sich unsere innereuropäische Krise – ein Teufelskreis, dem nur schwer zu entkommen ist.

Afrika war das Thema meines Vortrags. Genauer gesagt, das andere Afrika, das ich in den letzten drei Jahrzehnten kennen lernen durfte. Obwohl ich in den ärmsten Ländern wie Mosambik, Uganda, Tansania, Äthiopien usw. unterwegs war, hatte ich stets ein Afrika der Vitalität und Lebensfreude erlebt, ein Afrika der Veränderungen, der sozialen Innovationen, der Netzwerke und der Realwirtschaft. Von Jahr zu Jahr hatte ich mit immer besser qualifizierten Mitarbeitern zusammengearbeitet, die einen immer höheren Lebensstandard hatten und in einem immer dynamischeren wirtschaftlichen Umfeld lebten.

Wie passt das mit der in der europäischen Öffentlichkeit dargestellten Realität zusammen?

Die Welt da draußen ist für uns immer das Bild, das wir uns von ihr machen. Und in unserem sich selbst verstärkenden Kreislauf gefangen, wollen wir nicht wahrhaben, dass die vernetzte globale Gesellschaft in großem Stil die Armut auf der Welt zurückdrängt. Dass hunderte Millionen Menschen auf der Welt plötzlich Chancen haben, ihrem bisher von Geburt an vorgegeben Schicksal zu entrinnen. Dass wirtschaftliche Dynamiken eine neue Schicht von Menschen hat entstehen lassen, die längst mit der globalen Wissensgesellschaft verbunden ist und nur darauf wartet, mit uns zusammenarbeiten zu können.

Lieber halten wir an den Bildern der Kriege und Katastrophen fest, denn mit diesen können wir auch unsere eigenen Krisen entschuldigen, und uns häuslich einrichten im Klagen über die Ungerechtigkeiten der Welt.

Statt uns aufzumachen, rauszugehen in die Welt und uns zu vernetzen.


 

Wie sich Europa in den afrikanischen Ländern neu orientieren könnte, die Beziehungen zu Ihnen als Chance für eine neue Außenorientierung nutzen kann, auf Basis seiner humanistischen Werte, der fortschrittlichsten Friedensstruktur der Welt und seiner Hidden Champions der Realwirtschaft, beschreibe ich in meinem Buch:
Der schwarze Tiger – Was wir von Afrika lernen können

von Hans Stoisser, Kösel Verlag,
ISBN 978-3-466-37125-9

 

Der schwarze Tiger - Was wir von Afrika lernen können

 

 

 

 

 

 

 

Stimmen zum Buch

 

2 Kommentare

  1. Sehr geehrter Hr. Stoisser!

    Ich würde gerne Ihren Vortrag von Murau nachlesen und Sie dann ebenfalls für einen Vortrag weiterempfehlen und mit organisieren.
    Liebe Grüße
    Hannes Felder

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