Wettlauf um Afrika – Europäische Interessen statt Entwicklungshilfe

Mit seiner neuen expansiven Wirtschaftspolitik investiert jetzt auch das hochverschuldete Japan massiv in Afrika. Es tritt damit ein in den Wettlauf um politischen Einfluss und neue Absatzmärkte. Längst prägen China und viele andere Schwellenländer das Geschehen mit stark wachsenden Handelsbeziehungen und Direktinvestitionen. Es geht um eine neue Weltordnung, die auch in Afrika entschieden wird. – Nur Europa weiß nicht was es will und investiert weiterhin in traditionelle Entwicklungshilfe.

“… als der äthiopische Läufer Abebe Bikila bei den olympischen Spielen in Japan 1964 zum zweiten Mal in Folge den Marathon gewann, sah die Welt das tatsächliche Potential Afrikas!“ Sehr geschichtsträchtig schildert der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe bei seiner Eröffnungsrede zum japanisch-afrikanischen Gipfel (1. bis 3. 2013 Juni in Yokohama) das Verhältnis seines Landes zum afrikanischen Kontinent. 39 afrikanische Staats- bzw. Regierungschefs waren vertreten, mehr als beim legendären chinesisch-afrikanischen Gipfeltreffen in Peking im Jahr 2006.

Und Abe ließ sich nicht lumpen. Die japanische Regierung verdreifachte ihre Zusagen für Hilfsmittel für die nächsten 5 Jahre auf umgerechnet etwa 10,7 Milliarden Euro. Sie sind an den Kauf japanischer Produkte und Leistungen gebunden und die Regierung hofft, diese zusammen mit privaten japanischen Investoren auf 23,7 Milliarden Euro zu hebeln. „Abenomics“ macht‘s möglich. Die Wirtschaftsdiplomatie spielt bei der neuen expansiven Fiskal- und Geldpolitik eine zentrale Rolle. Vor allem geht es um zusätzliche Aufträge für die Exportwirtschaft und um die Eindämmung der chinesischen Expansion.

Denn längst prägen chinesische Großbaustellen, Straßen, Stadtautobahnen, Stadien, Regierungspaläste, als auch chinesische Textil-, Schuh- und Plastikfabriken das Bild Afrikas. Chinas Engagement ist vielschichtig und anpassungsfähig. Nicht zuletzt aufgrund der großen Kritik stehen die Projekte nicht mehr so isoliert da. Auf den Großbaustellen arbeiten immer mehr lokale Arbeiter und chinesische Unternehmen kooperieren vermehrt mit lokalen. Mit Indien, Brasilien, Südkorea, Indonesien, Malaysia, Thailand, Saudi Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und der Türkei tummeln sich mittlerweile aber auch andere mächtige Schwellenländer. Sie alle preisen Geschäfte zum beiderseitigen Vorteil an, ihr Handelsvolumen und ihre Investitionen haben sich in den letzten Jahren vervielfacht.

Die Globalisierung und die einhergehenden zunehmenden wirtschaftlichen Verflechtungen haben viel verändert. Afrika befindet sich im 15. Jahr fortwährenden Wirtschaftswachstums. Mittlerweile gibt es im Afrika südlich der Sahara 22 „Middle-Income“-Länder, 2025 sollen es 35 sein. Das Pro-Kopf-Einkommen ist im letzten Jahrzehnt um durchschnittlich 30% gestiegen. Zwei Drittel dieses Wirtschaftsbooms ist echtes „neues“ Wachstum, nur ein Drittel ist auf die gestiegene Nachfrage nach Rohstoffen zurückzuführen, so das McKinsey Global Institute. Die Anzahl der Mittelklasse-Haushalte wird sich von 59 Millionen im Jahr 2000 auf 106 Millionen im Jahr 2014 fast verdoppeln.

Geschäfte zum beiderseitigen Vorteil, das ist der „Brennstoff“ der Globalisierung der Realwirtschaft. In den letzten 15 Jahren ermöglichte sie die Halbierung der Armut auf der Welt. Und seit dem Auftreten der vielen Schwellenländer haben die afrikanischen Staatenlenker eine Wahl. Sie entscheiden mit wem sie kooperieren und sind nicht mehr nur den westlichen Gebern „ausgeliefert“. So hat sich Äthiopien in den letzten Jahren stark an China gebunden. Das hat aber seinen Präsidenten nicht davon abgehalten, sich beim japanisch-afrikanischen Gipfel ganz außerordentlich um ein japanisches Engagement zu bemühen.

Und Europa? Es weiß nicht was es will und agiert immer noch schuldbewusst auf der Metaebene traditioneller Entwicklungshilfe und überweist Gelder direkt an afrikanische Regierungen. Damit unterstützt es indirekt auch den Aufbau chinesisch geprägter Unterdrückungsapparate oder finanziert Aufträge für die fernöstliche Billigkonkurrenz.

Ein Paradigmenwechsel ist überfällig. Die im Entstehen begriffene neue Weltordnung wird auch in Afrika entschieden. Und meine Erfahrungen mit afrikanischen Regierungen zeigen mir, dass es im Moment nur Europa sein kann, das ein humanistisch, pluralistisch und demokratisch geprägtes Weltbild einbringen kann. Europa ist Akteur mit all seinen Interessen! Und nicht neutraler Entwicklungshelfer. Europäische Werte und europäischer Produkte – beide leisten auch einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung Afrikas im Sinne der afrikanischen Bürger und zum Nutzen afrikanischer Kunden.

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