Die Neue Welt des Arbeitens

Gestern Abend haben sich elf Interessierte in Wien getroffen. Das Thema:

Die Neue Welt des Arbeitens

Alle sind davon ausgegangen, dass wir in einem Zeitalter großen Umbruchs leben: „Die große Transformation“, „Ökonomie 3.0“, „Creative Economy“, „Zeitalter der Komplexität“, „Big Data“, sind einige Begriffe mit denen wir versuchen die neuen Realitäten zu beschreiben.

Wie wird 2030 die Arbeit der Menschen auf unserem Planeten aussehen? Was sind die bereits erkennbaren Entwicklungen mit Zukunftswirkung?  Wie können wir die Entwicklung hin zu einer wertschätzenden und menschengerechteren Arbeitswelt beeinflussen?

Sieben Hypothesen habe ich präsentiert:

1.
Langlebigkeit (demographischer Wandel), technologischer Wandel und eine hoch-dynamische nicht-westliche Welt (Globalisierung) sind die Treiber der Veränderung der Welt des Arbeitens.

2.
2030 wird es mindestens ein Drittel der heutigen Menschenarbeit nicht mehr geben.
(Eine amerikanische Studie kommt zum Schluss, dass 47% aller Jobs durch Automatisierung bedroht sind.)

3.
Für den Menschen verbleibt vor allem die Arbeit, die kreative oder soziale Intelligenz erfordert.

4.
Die Arbeit des Menschen wird zukünftig durch Ergebnisse/Resultate, nicht durch Zeit (Input) definiert sein.
(Results-only Work Environment, neue agile Formen des Management zielen darauf ab. Zum Beispiel das neue Buch von Jurgen Appelo.)

5.
Die Sinnfrage wird die Arbeit des Menschen dominieren, pekuniäre Entlohnung immer mehr ein Hygienefaktor werden.
(Der Zweck von Unternehmen ist nicht Gewinn zu erzielen und die Shareholder zu bereichern. Der Zweck ist Werte zu schaffen, vor allem für die Kunden aber auch alle anderen Stakeholder. Unternehmen sind als Teil eine Value-Networks zu verstehen.)

6.
Bisher musste sich der Mensch an die Organisationen anpassen, 2030 werden sich die Organisationen an den Menschen anpasst haben.

7.
Management bzw. der Umgang mit komplexen Systemen wird die entscheidende Kraft der Veränderung (gewesen) sein.

Die anschließende Diskussion hat viel Neues aufgeworfen, einiges in Frage gestellt:

  • Die Automatisierung ist viel fortgeschrittener als wir annehmen, durch die zu erzielende Synergie Mensch-Maschine wird weit mehr als 1/3 der Arbeit substituiert.
  • Der geschaffene und zu schaffende Raum – physisch-„analoger“ oder virtueller – ist ein weiterer Treiber der Entwicklung.
  • Mit der Steigerung der Arbeitsproduktivität sind wir am Ende, zumindest bei uns im Westen. Der Endpunkt der Digitalisierung wird so etwas wie die „Zero-Marginal Cost Society“  (Jeremy Rifkin) sein – was dann?
  • Wird es wirklich ein Post-Wachstumsgesellschaft geben?
  • Kommunikation ist das „Schmiermittel“, der Umgang damit wird entscheidend.
  • Work-Life Balance hat keine Bedeutung mehr, es geht um Work-Life Fusion.

Und vor allem:

  • Was wird die Masse der Menschen auf unserem Planeten 2030 machen?

Deswegen hier die achte Hypothese:

8.
Ob die nächste Automatisierungswelle Massenarbeitslosigkeit und neue Armut auslösen wird, ob die digitale Welt die Menschen vereinsamen lassen und ent-sozialisieren wird, ob die Fragmentierung des Lebens uns noch mehr stressen und krank machen wird oder ob rechts-populistische Parteien die politische Macht übernehmen werden und mit Protektionismus und Fremdenfeindlichkeit das Rad der Globalisierung zurückdrehen werden, das alles ist noch nicht entschieden. Es wird von uns abhängen, den Unternehmern, Managern, Politikern, Wissenschaftlern, Beratern und vielen mehr. Vor allem, wie ich meine, von uns hier in Europa. Denn wer, wen nicht Europa, kann das humanistische Weltbild in die Gestaltung der Neuen Welt des Arbeitens einbringen?

 

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