Beyond Aid – Warum wir die Entwicklungszusammenarbeit überwinden müssen

Das ist deutsche Gründlichkeit. Auf nur vier Seiten bringen es die Autoren einer Studie des „German Development Institute“ auf den Punkt. Die „Entwicklungshilfe“ muss sich entscheiden, ob sie sich auf die immer weniger werdenden armen Länder konzentriert und ein immer kleinerer Teil einer breiten Kooperationspolitik wird. Oder sich mit anderen Politikbereichen vernetzt und darin aufgeht.

Beyond Aid …

… ist ein Sammelbegriff für das, was nach der Entwicklungshilfe kommen wird. Die Autoren der Studie „’Beyond Aid‘ und die Zukunft der Entwicklungszusammenarbeit“ gehen davon aus, dass die Dynamiken der globalen Entwicklung (dritte globale Machtverschiebung) das „Fundament internationaler Kooperation“ neu ordnen wird und halten das Konzept „Entwicklungshilfe“ für  „überholt“.

„Weltweit gibt es nur noch 36 Länder mit niedrigem Einkommen. Zwei Drittel der Ärmsten leben in Ländern mit mittlerem Einkommen.“ „Gemäß OECD werden 28 Entwicklungsländer mit einer Gesamtbevölkerung von zwei Milliarden Menschen die Liste der ODA – Empfänger bis 2030 verlassen.“

Lernprozesse

In der Studie wird der Wandel der Entwicklungszusammenarbeit als Lernprozess beschrieben. „Einfaches Lernen“ (Anpassung der Instrumente ohne die Ziele zu verändern) würde zum Szenario „Spezialisierung“ führen. Hauptziel bleibt die Armutsreduzierung, die sich auf eine immer kleiner werdende Gruppe von Ländern richtet,  in denen externe Entwicklungszusammenarbeit eine immer geringere Rolle spielen wird.

„Komplexes Lernen“ (Ziele und Instrumente verändern sich in wechselseitiger Abhängigkeit) führt zu Vernetzungen mit anderen Politikbereichen und zum Szenario „Globale Kooperation“. Das Instrumentarium wird erweitert, das Zielsystem grundlegend neu bestimmt. Globale und nationale Ziele werden vernetzt, auf globaler Ebene steht die Bereitstellung globaler öffentlicher Güter (Sicherheit, Umwelt, Energie, Ressourcen) im Vordergrund. Armutsreduzierung bleibt ein wichtiges Ziel, ordnet sich aber einem umfassenden Zielkatalog unter. (Wird sich eher auf nationale und lokal Ebene verlagern.) Die Zweiteilung in entwickelte und sich entwickelnde Länder ist keine sinnvolle Unterscheidung mehr.

Strategische Optionen

Diese Veränderungen werden dramatische Konsequenzen für die beteiligten Organisationen haben. Zunächst sind die Beharrungskräfte in dem von der öffentlichen Hand dominierten System groß, nicht gelöste Probleme, Ineffizienzen und Fehlschläge werden aufgetürmt, reale Besitzstände noch nicht verändert. Doch dann wird es zum „Tipping Point“ kommen, Strukturen werden einstürzen und die Hilfsindustrie wird sich neu ordnen.

Organisationen, die rechtzeitig eine strategische Entscheidung (ent‘scheiden‘ – sich von Altem trennen) getroffen und umgesetzt haben, werden dann im Vorteil sein. Sie werden ihre Bereiche gestalten und weiterhin einen sinnvollen Beitrag leisten können.

 

Siehe auch:

Das Drama um die Entwicklungshilfe

Karlheinz Böhm: Vom Edelmann zum Partner

 

 

 

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