Shareholder Value Denken

Shareholder Value Denken
– Warum das schlecht für die Gesellschaft als Ganzes ist

Den Wert des eigenen Unternehmens – den Shareholder Value – zu maximieren, das ist das Beste für die Eigentümer des Unternehmens als auch das Beste für die Gesellschaft insgesamt. – Das ist die grundlegende Annahme der “Shareholder Value Bewegung”. Begründung: Das knappe Kapital wird in die Unternehmen mit den höchsten Gewinnen investiert und damit effizient verwendet. Die implizite Annahme ist dabei, dass finanzielle Gewinne immer auch gesellschaftliche Wertschöpfung bedeuten, kurz- wie auch langfristig.

Die Financial Times macht die Geburtsstunde der “Shareholder Value Bewegung” 1981 fest, der damals junge CEO von General Electric, Jack Welch, seine später berühmt gewordene Ansprache “Growing Fast in a Slow-Growth Economy” im New Yorker Pierre Hotel hielt. Er meinte, Kostenreduktionen und das Abstoßen unrentabler Unternehmen erhöhen das BIP und damit das Wirtschaftswachstum eines Landes.

Den Begriff “Shareholder Value” wurde dann 1986 mit dem Buch von Alfred Rappaport “Shareholder Value – A Guide for Managers and Investors” bekannt.

Kritik

Heute argumentieren Kritiker, dass die “Shareholder Value Bewegung” fatale Konsequenzen sowohl für die Gesellschaft und Volkswirtschaft als Ganzes hatte, als auch für die Unternehmen:

  1. Sie schuf die theoretische Grundlage für das Aufblähen (Leveragen) der Finanzwirtschaft, das 2007 in der Subprime Krise und 2008 im Zusammenbruch von Lehman Brothers mündete und damit die globale Finanzkrise auslöste.
  2. Und sie förderte das kurzfristige Gewinnstreben in den Unternehmen, das letztlich deren langfristiges Wachstumspotenzial untergrub. Roger Martin wies z. B. nach, dass die Gewinne der größten US-amerikanischen Unternehmen (S&P 500) in der Zeit zwischen 1977 und 2008 signifikant geringer waren als in der Zeitspanne davor.
  3. Das Shareholder Value Denken nimmt an, dass der Zweck eines Unternehmens im Maximieren des eigenen Werts liegt. Damit bezieht sich der Zweck nur auf das Unternehmen selbst (autoreferentiell). Die Systemwissenschaften haben gezeigt, dass der Zweck einer lebensfähigen Organisation sich auf die Umwelt beziehen muss, in die die Organisation eingebettet ist. Andernfalls die Struktur langfristig nicht nachhaltig (lebensfähig) ist.

 

Siehe dazu auch: The Dumbest Idea In The World: Maximizing Shareholder Value